„Schlüsselkinder“

Der Couchtisch ist ein Chaos aus Grundrisszeichnungen und modifizierten Grundrisszeichnungen, Papieren und to do Listen und einigem anderen Kram. Der Garten nach hinten raus sieht grad aus wie ne Mondlandschaft, weil Büsche und Bäume seit Sonntag raus sind, die Löcher aber noch nicht zugebuddelt. Ich schlage mich mit Energieversorgern rum und der Frage wer wo und wie zuständig ist und welches Formular für uns in Frage kommt. Ich rechne Quadratmeter aus, kalkuliere Tapeten- und Farbbedarf, Laminatmengen und schiebe geistig Möbel.

 

Und wieso?

Weil wir seit Freitag „Schlüsselkinder“ sind.

 

Nach langem Bangen und Hoffen, Fluchen und Freuen und in der Luft hängen haben wir es nun endlich: unser eigenes Haus. Mit großem Garten und Zimmer für jedes Kind.

Wir sind jetzt am Tapezieren und Malern, Putzen und Gestalten. Unsere Bäume und Sträucher sind umgezogen, bevor sie die Knospen voll ausbilden. Ich hoffe, sie wachsen jetzt gut an. Altlasten der Vorbesitzer im Garten müssen warten bis nach dem Einzug, das wohnlich machen des Hauses geht vor.

 

Der Zug zum Traumhaus

Vor etwa einem halben Jahr beschlossen wir, ein eigenes Haus zu kaufen. Eins, in dem die Lämmchen endlich eigene Zimmer bekommen. Eins mit großem Wohnzimmer, wo ich von meinem Stuhl am Esstisch nicht gleich auf die Couch falle. Eins, wo ich mit ein bis drei Lämmchen in der Küche kochen kann, ohne dass man sich auf den Füßen rumtritt.

Nach langem Suchen und einigen Umwegen fanden wir es. Dann stiegen wir ein in den Bummelzug zum Eigenheim. Er hielt an jeder Milchkanne, wie man bei uns so schön sagt. Er stieß auf eingefrorene Weichen, auf Personen im Gleis die die Weiterfahrt behinderten und auf glitschige Schienen. Die Nerven lagen blank, der Elan ging in den Minusbereich. Ich hatte das Gefühl, wir kommen nie an.

Heute bekamen wir ein Upgrade, wir durften auf einen ICE umsteigen. Bei dem ist allerdings die Klimaanlage defekt, so dass ich ziemlich ins Schwitzen gerate, weil er extrem schnell fährt. Sollten die Zugbegleiter recht behalten, sind wir in zwei Wochen am Zielbahnhof. Dann noch ein kurzer Fußweg und wir können Pinsel und Tapezierbürste schwingen.

Warten …

Man sagt mir nach, dass ich ein geduldiger Mensch bin. Meistens kann ich das auch sein. Momentan bin ich ungeduldig. Ich warte auf einen Anruf, einen mit positivem Ergebnis. Ich hoffe, ich bete. Ich rede mir ein, solange das Telefon nicht klingelt, ist es ein gutes Zeichen, weil es dann auch keine Absage gibt. Und doch sehne ich mich danach, dass es klingelt und dass ich zu hören bekomme, was ich gern hören mag.

Ausserdem ahne ich, dass es irgendwo zwischen hier und da jemanden gibt, der ähnlich nervös wartet. Einer, der das gern loswerden möchte, was wir gern haben wollen. Und alles hängt an einem Dritten, unbeteiligt, emotional weit weg vom Thema und doch Dreh- und Angelpunkt, ohne den es nicht geht.

Herr, gib mir die Geduld, das Warten zu ertragen. Und gib dem notwendigen Dritten eine schnelle Entscheidungsfreudigkeit zu einem positivem „ja“.