Da stehe ich nun. Die Nervosität meldet sich mit wildem Flattern in meinem Bauch. Wird es gelingen? Werde ich mich durchsetzen können, ohne dass mir der Zickenstempel verpasst wird? Oder geht die ganze Idee mangels Beteiligung den Bach runter?
Meinen Rucksack habe ich abgesetzt, meine Jacke angehängt. Ich habe mich im Raum umgesehen, eine kurze Bestandsaufnahme gemacht. Nun warte ich …
Nach und nach füllt sich der Raum. „Was machen wir jetzt?“ lässt sich eine zarte Stimme vernehmen. Ich hole tief Luft, setze ein Lächeln auf und kontere „Erst einmal sagen wir uns alle Hallo.“ Ein mehrstimmiges „Hallo“ ist die Antwort. Der Startschuss ist gefallen. Jetzt Augen zu und durch! Ich nehme mir die Namensliste, die mir zuvor von der Sekretärin ausgehändigt wurde. Dann bitte ich die Kinder um ihre Namen, denn bekannt sind mir nur zwei Kinder- das eigene und das eines Bekannten. Nur vier fehlen, eins muss ich nachtragen, weils nicht auf der Liste steht.
Die dreizehnköpfige Gruppe hibbelt, am liebsten würden alle sofort loslegen. Ich stelle mich vor, dann fasse ich kurz unsere Möglichkeiten zusammen. Schon erhebt sich ein wildes Stimmengewirr. Ein Kind nach dem anderen darf nun seine Ideen äußern. Was mag es gern tun, was hat es sich vorgestellt? Ich schreibe alle Vorschläge auf. Die Liste wächst zügiger, als ich vermutet habe. Die Mädchen und Jungen sind sichtbar Feuer und Flamme. Und ein wenig enttäuscht, weil ich sie nicht gleich loslegen lassen kann. Ich brauchte doch erst ihre Ideen, um das nötige Material bis zur nächsten Woche zu besorgen. Um die Kinder trotzdem zu beschäftigen, lasse ich sie ihre Gedanken aufmalen. Ich frage nach Größenverhältnissen und was sie glauben, dass sie an Material benötigen. Wir planen und diskutieren. Dann sammle ich die Blätter ein und entlasse die Kinder, nachdem jeder seinen Stuhl auf den Tisch gestellt hat.
Jetzt geht meine Arbeit richtig los. Bis nächste Woche brauche ich diverse Leisten und kleine Kanthölzer, Laubsägeholz und zum Schnitzen geeignete Holzklötze. Ausserdem habe ich versprochen, bestimmte Bausätze zu besorgen, so es die in der gewünschten Art gibt. Ich muss mir einen Koffer packen, der nicht vorhandenes Werkzeug enthält. Und eine Einkaufsliste absegnen lassen. Das Holz darf ich teilweise im Holzhandel vor Ort „abstauben“. Ich muss mir nur die Zeit zum Raussuchen ans Bein binden.Und so blöd es klingen mag: ich freu mich auf das Sortieren, auf den Holzgeruch und das Gefühl des rauen Materials an den Händen.
Ab nächste Woche wird dann gesägt, gefeilt und geschliffen. Es wird geschraubt und sehr wahrscheinlich auch mal geflucht.
Willkommen in der Arbeitsgemeinschaft „Holzbearbeitung“! Wenn alle Kinder auf der Liste kommen, habe ich 18 kleine Holzwürmer unter meinen Fittichen.