Auf der inzwischen seltener gewordenen Blog-Runde fiel mir der Eintrag von Sandra auf. Da bei uns daheim das Thema Berufswunsch gerade sehr groß diskutiert und besprochen wird (Kind eins in der 11., Kind zwei in der 9. Klasse), dachte ich mir, ich mache mal mit und plaudere aus dem Nähkästchen.
Der erste wirkliche Berufswunsch war seinerzeit der Traum, Lehrerin für taubstummme Kinder zu werden. Ich weiß nicht wie das heute ist, damals jedenfalls gab es für diese Ausbildung kein Geld. Man musste sie selbst finanzieren, daheim wohnen bleiben konnte ich entfernungstechnisch auch nicht. Aber ich wollte doch so gern genau das machen! Gegen den Widerstand meiner Eltern ging ich zum damals für die Bewerbung verpflichtenden medizinischen Test. Und fiel durch. Extrem starker Raucherkehlkopf und durch das Nikotin sehr angegriffene und damit nicht belastbare Stimmbänder waren das KO-Kriterium. Ich fiel in ein tiefes Loch und in vorrübergehende Perspektivlosigkeit. Hatte ich doch zu der Zeit noch nie in meinem Leben auch nur eine Zigarette geraucht.
Nachdem ich mich aufgerappelt hatte, begann ich trotzig mit dem Rauchen, hoffend damit meinen Außenseiterstand zu verlieren. Ist ja nix mehr zu versauen, dachte ich mir. Ich entschied mich für Abi, allerdings auf der Schule, auf die der Großteil der Klassenkameraden nicht ging. Ich bekam nach knapp 100 Bewerbungen querbeet eine Ausbildungsstelle als Kauffrau für Bürokommunikation weit weg von daheim. Nach dem Abschluss blieb ich der Thematik erst treu in der ich gelernt hatte, kam aber wieder in Heimatnähe, wo ich den Verlobten und die Freunde hatte. Dann kam das erste Kind, das mich den Job kostete. Das zweite folgte, dann der Versuch eines Studiums, die schwere Krankheit des zweiten Kindes und damit das Infragestellen aller Lebensplanungen. Heute bin ich das, was man wohl angekommen nennt. Buchhaltung, Sekretariat und dies und das zur Abwechslung noch drumrum machen den Arbeitsalltag bunt in einem kleinen handwerklichen Unternehmen in Wohnortnähe. Was will frau mehr?