Nadelstiche

Das Jahr fing mit Trauer ein. Todestage, Sterbetage. Schließlich auch noch Tod und Beisetzung der quasi-Uroma der Kinder. Kind zwei und drei waren mit zur Beerdigung. Kind drei hat der Oma ein Bild gemalt und ihr mit ins Grab gegeben. Mit einer Streuselschnecke drauf, weil sie die so mochte. Wir haben intensive Gespräche zum Sterben geführt in den Tagen danach.

Alles ein bisschen zu viel…

Aber trotzdem oder eben genau deswegen braucht es Minuten der Ruhe, des Abschaltens. Und so fand ich die Nadel wieder. Der Versuch den Nadelstichen, die das Leben mir gibt, ein Contra zu geben.

Miau …

Das erste Lesezeichen ist fertig, das zweite im entstehen. Die Jüngste hat sich schon mal auf die Interessentenliste für das zweite gesetzt.

Die Idee stammt nicht von mir, das Doppelset gibt es bei Buttinette zu kaufen. Aber manchmal muss es eben auch mal sowas sein, insbesondere wenn das Motiv lustig ist.

Und weil ich das schon lange nicht mehr gemacht habe, hüpfe ich damit rüber zum Creadienstag.

Das Büro hat mich wieder. Der Husten wird mir noch eine Weile bleiben, wie das halt so ist mit Asthma. Ich versuche allerdings, mir weiterhin meinen Freiraum zu erhalten, den ich mühevoll erarbeitet habe.

Bei den Nähmädels habe ich den Schlafsack zusammengenäht inkl. Reißverschluss. Es sind noch Nähte zu schließen, noch Paspel zu machen, aber es sieht schon aus wie ein Schlafsack.

Ich sticke weiter, aktuell an Lesezeichen. Und aus der Bibliothek gab es wieder einen Stapel Bücher. Mit dabei ein dickes Notenbuch mit Popsongs. Bereits durchgeblättert und mit Markierzetteln versehen an den Liedern, die wir hier gemeinsam spielen wollen. Da freue ich mich schon drauf.

Gesticktes

Die Mittlere hat ein Lesezeichen gestickt als Weihnachtsgeschenk.

Ich habe auch gestickt. Aber vergessen ein Foto zu machen vom Lesezeichen für den Klavierlehrer. Entstanden spontan und mit ein wenig Zeitdruck. Eine geschwungene Klaviatur und seine Initialien. Zusammen mit ein bisschen Schoki und einem Fröbelstern aus Notenpapier ein nettes kleines Präsent – findet die Mittlere.

Ausgegeigt

Das Telefon klingelt. Die Geigenlehrerin. „Wir sitzen hier unterm Baum im Schatten und das Kind sagt, Sie müssen bis nach vier arbeiten. Ich müsste aber halb fünf daheim sein.“ Ich beruhige. Erkläre, dass ich für den Tag früheren Feierabend geplant habe und nur noch den betriebsinternen Termin grad wahrnehme. „Wir gehen dann mal Eis essen. Treffen wir uns im Klostercafe?“ Ich sage zu, beende das Gespräch mit dem – zu spät gekommenen – Kundenbetreuer unseres Lieferanten in meinem Büro. Bestelle telefonisch einen Blumentopf beim Händler meines Vertrauens.

Und dann sitze ich auch schon im Auto, hole den wirklich schönen Topf ab und treffe Kind nebst Lehrerin in besagtem Cafe. Das Kind löffelt und schlürft glücklich Schokoeis. Die Lehrerin ist sichtlich gerührt, als ich den Topf überreiche. Und freut sich dann sehr über das Lesezeichen, das sich in eine Schachtel Schoki geschlichen hat.

Wir plaudern noch, beschließen in losem Kontakt zu bleiben und verabschieden uns. Auf dem Heimweg stellen wir fest, dass das Kind seine Mäuse im Geigenkoffer vergessen hat. Die dürfen nun bei der Lehrerin wohnen und von ihr an kommende kleine Geiger/innen abgegeben werden.

Abschied

Anderthalb Wochen gefüllt mit Terminen, mit Kinderlachen, mit müden Gesichtern bei den Teenagern, mit strahlenden Augen und jeder Menge Spaß sind zu Ende.

Heute morgen hieß es Abschied nehmen. Abschied von den zwei chinesischen Gastschülern, denen wir Unterschlupf gewährt haben. Die wir aufnehmen durften, weil noch Platz benötigt wurde. Am Rücktausch im Herbst nehmen wir ja nicht teil. Die Große will lieber für ein Auslandsjahr sparen. Die Mittlere durfte sich ausnahmsweise am Austausch beteiligen, obwohl sie erst 7. Klasse ist. Verweigert aber fliegen per se. Und so bleiben uns Erinnerungen, die liebvoll ausgesuchten Gastgebergeschenke, die Fotos und die Wärme im Herzen.

Total herzlich war auch die Abschiedskarte, die wir beim Frühstück überreicht bekamen. Bewegt, aber gefasst und ohne viel Tränen verabschiedeten wir uns. Der Liebste begleitete unsere beiden noch ein Stück des Weges, sie nahmen den selben Zug.

gestickt und zugenäht

Die Jüngste hängt nach 4 Jahren und trotz erheblichem Talent aus eigenem Entschluss und nach viel Nachdenken und Abwägen die Geige an den Nagel. Das Abschlusskonzert wollte sie partout nicht mehr mitspielen. Schade eigentlich.

Einmal hat sie nun noch Unterricht, zum Verabschieden und Geige abgeben. Und natürlich gibt es ein Abschiedsgeschenk für die tolle Lehrerin. Ein Lesezeichen mit gestickter Geige. Entstanden im Chaos des Chinaaustausches mit zwei chinesischen Gastkindern im Haus.